284
. Verkauf von Waaren aller Art. Diese Stadt ist der Mittelpunkt des
deutschen Buchhandels und zählt selbst über 120 Buchhändler. Es
erscheint wohl nirgends ein Buch, das nicht hier zu haben wäre.
Zur Meßzeit versammeln sich hier viele Hundert Buchhändler aus
allen Ländern in dem schönen Buchhändler- und Börsengebäude, wo
sie mit einander abrechnen. Leipzig ist auch geschichtlich merkwürdig
geworden durch die Schwedenschlacht 1631, noch mehr aber durch die
große Völkerschlacht gegen Napoleon 1813. Die Eisenbahn zwischen
Leipzig und Dresden gehört zu den befahrensten in Deutschland.
Als bedeutende Fabrifftädte sind zu nennen: Chemnitz, Bau-
tzen, Plauen und Reichenbach mit wichtigen Wollenwebereien.
In Schwarzenberg ist eine Drahtzieherei, in welcher Draht von
solcher Feinheit erzeugt wird, daß ein Zentner Eisen 582,000 Ellen giebt.
Vii. Die thüringischen Länder.
Diese Länder, von denen immer eines durch das andere, sowie
durch sonstige kleinere Länder und Gebietstheile in mehrere Stücke
zerschnitten wird, liegen im Herzen Deutschlands, und es ist eine
große Aufmerksamkeit erforderlich, um dieselben genauer kennen zu
lernen. Sie bilden die langschmale Gebirgslandschaft Thüringens,
deren Boden wenig ergiebig ist und nur Kartoffeln, Flachs und
Holz hervorbringt, jedoch schöne Weiden hat. Die tiefern Thäler
und niederen Gegenden haben dagegen eine mildere Luft und frucht-
baren, wohlangebauten Boden. Der Thüringerwald, ein 15 Mei-
len langes Gebirg, zieht durch diese Länder hindurch, die sich von
Westen nach Osten folgendermaßen an einander anreihen:
1) Das Herzogthum Sachsen Meiningen-Hildburghausen
mit der Hauptstadt Meiningen.
2) Das Herzogthum Koburg-Gotha mit der Residenzstadt
Koburg.
3) ' Das Großherzogthum Weimar mit der gleichnamigen
Hauptstadt.
4) Das Herzogthum Sachsen-Altenburg mit der Residenz-
stadt Altenburg.
Zwischen diesen vier sächsischen Herzogthümern liegt
5) Das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, und nörd-
lich von demselben, im Umfang der preußischen Provinz Sachsen,
breitet sich
6) Das Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen aus.
Weiter gegen Süden, im Osten an das Königreich Sachsen
grenzend, stnden wir die Fürstenthümer
7) Reuß-Greitz und
81 Reuß-Schleiz mit den gleichnamigen Hauptstädten.
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290
Noch jetzt trifft man in den Wäldern häufig Wölfe an; Bären
verirren sich nur zuweilen aus Polen hieher; selten sieht man aber
das Elennthier, das dem Hirsche an Gestalt, dem Rind aber an
Größe ähnlich ist, und das vormals häufig in den Wäldern Preu-
ßens getroffen wurde.
Königsberg (84), eine schöne und große Stadt, ist die Haupt-
stadt der Provinz. Hier lausen jährlich viele Handelsschiffe aus
und ein, und der Handel zur See ist schon sehr beträchtlich; noch
bedeutender' aber ist derselbe zu Danzig, einer Stadt, die durch
ihre Lage an der Mündung d^' Weichsel in die Ostsee als See-
handelsstadt besonders begünstigt und auch als starke Festung wichtig
ist. Auch Memel, die nördlichste Stadt, und Elbing mit einem
Hafen, sind Handelsstädte. Thorn ist der Geburtsort'von Niko-
laus Copernikus, der zuerst unser jetziges Sonnen- und Pla-
netensystem aufstellte. Frauenburg am frischen Haff ist der Sitz
des Bischofs von Ermeland, und in Pelplin wohnt der Bischof
von Culm. Marienburg war einst der Aufenthalt der deutschen
Ordensritter, die im 13ten Jahrhundert 53 Jahre lang die
damals noch heidnischen Bewohner des Landes bekämpften und end-
lich zum Christenthnme bekehrten.
2. Die Provinz Posen.
537 Q.m. — 1,362,000 Ew.
Reggsbez. Posen und Bromberg.
Diese Provinz war ehemals ein'theil des polnischen König-
reiches ; ein Drittheil ihrer Bevölkerung besteht noch jetzt aus Polen,
und im Allgemeinen leben hier wohl 70,000 Juden, die fast allen
Handel in Händen haben und Gastwirtschaften führen. Posen hat
keine Gebirge, nur Hügel, Ebenen und Niederungen; doch giebt es
hinlänglich Getreide, und an Wiesen und Waldungen fehlt es nicht.
Die Hauptstadt ist Posen mit Festungswerken und einer schö-
nen Domkirche. Der Erzbischof von Posen und Gnes en hat hier
seinen Sitz.
3. Die Provinz Pommern.
574 Q.m. — 11/5 Mill. Ew.
Reggsbez. Stralsund, Stettin und Köslin.
Pommern, das niedrig ebene Küstenland der Ostsee, ist nur
schwach bevölkert, nährt aber doch mit seinem theilweise kargen Sand-
boden seine Bewohner. Dabei bietet aber auch der Fischfang und
die Gänsezucht eine Nahrungsquelle; Feinschmecker wissen namentlich
die pommerschen Gänsebrüste zu schätzen. Zu Pommern gehören auch
die in der Ostsee liegenden Inseln Wollin, Usedom und Rügen,
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291
welch' Letztere von ihren Kreidefelsen und Bergen aus herrliche Aus-
sichten auf den Wasserspiegel der Ostsee gewährt. Namentlich wird
der Rugard, ein Berg in der Nähe der Stadt Bergen, häufig
der Aussicht wegen besucht. Von demselben aus erblickt man Stral-
sund und einen großen Theil von Vorpommern mit vielen Dör-
fern und Städten, unter welchen man Greifswalde besonders deutlich
unterscheidet. Am Fuße des Berges selbst breiten sich fruchtbare
Felder und üppige Wiesen aus, über welche hin die Blicke sich nord-
ostwärts verlieren und endlich auf den vielen Erdzungen verweilen,
die sich, mit Gebüschen, Obstbäumen und Häusern bedeckt, oft weit
in die See hinein erstrecken.
Stettin ist die wohlgebaute, starkbefestigte Hauptstadt von
Pommern. Sie ist für Preußen ein wichtiges Thor, das seinen
Handel mit dem Auslande vermittelt und begünstigt. Die Stadt
besitzt 160 Schisse und steht im Handelsverkehr mit allen Ländern
der Erde. Stargard an der Posen-Stettin'schen Eisenbahn ist sehr
gewerbsam. In Pyriz, das einst eine Festung und noch früher
eine Burg der Wenden war, taufte Otto von Bamberg im Jahr
1124 die ersten 7000 Pommern. Im Jahr 1824 wurde daselbst
ein Denkmal zum Andenken an dieses Ereigniß errichtet. Stral-
sund, an der Meerenge Gellen, ist eine von Seen und Morästen
umgebene starke Festung, so wie auch Kolberg an der Persante.
Köslin am Fuße des Gollenberges hat wichtige Tuch- und Ta-
bakssabriken.
4. Die Provinz Brandenburg.
' 734 Q.m. - 2 i/6 Mill. Ew.
Reggsbez. Potsdam und Frankfurt an der Oder.
Der ebene, größtenteils mit Sand bedeckte Boden der Provinz
Brandenburg wird nur durch fleißigen Anbau fruchtbar gemacht.
Die Oder mit ihren Nebengewässern, der Warthe, Bober und
Neiße, schleicht langsam durch das Land, so wie auch die sumpfige
Havel und die träge Spree, an welcher die Hauptstadt Berlin
liegt. Die Landschaft ist daher einförmig und kahl. Flüsse und
Seen find dagegen sehr fischreich; die Schaf-, Schweine- und Bienen-
zucht ist bedeutend und die Industrie überall sehr in Flor.
Außer der Hauptstadt, welche unten weitläufiger beschrieben wird,
find folgende Städte wichtig: Potsdam (40), eine durchaus regel-
mäßig gebaute Stadt auf einer Insel der Havel. In der Garnisons-
kirche liegen die Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii. be-
graben. Das königliche Residenzschloß- ist ein prachtvoller Bau.
Brandenburg ist die älteste Stadt des Landes. Frankfurt an
der Oder, die Hauptstadt des zweiten Regierungsbezirks, hat wich-
tige Messen und starken Handel. Bei Zorndorf und Kunersdorf
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Extrahierte Personennamen: Otto_von_Bamberg Otto Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich
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Xviii. Die Großherzogthümer Mecklenburg.
Vor der Völkerwanderung wurde Mecklenburg von den Heru-
lern und Vandalen bewohnt. Heinrich der Löwe eroberte es, gab
es aber bald wieder seinem angestammten Fürsten Prebislav zurück,
welcher der Stammvater des jetzt noch regierenden Fürstenhauses
wurde. Im Jahr 1170 wurde das Land zum Fürstenthum er-
hoben und theilte sich 1701 in die beiden Linien Mecklenbckrg-
Schwerin, welche den größern Theil des Landes mit 230 Q.é
und V-r Mill. Menschen, und in Mecklenburg - Strclitz, welches
36 Q.m. mit 100,000 Ew. besitzt.
Beide Herzogthümer sind durchaus eben und theilweise sandig,
aber sehr fruchtbar. Eine Menge von Seen bringen Leben und
Abwechslung in die flachgelegene Landschaft, die überdies von vielen
wasserreichen Flüssen durchschnitten wird. Die Rindvieh- und Pferde-
zucht ist bedeutend; denn die Mecklenburger Pferde sind, wie die
Holsteiner, große, starke und ausdauernde Zugthiere. Weniger wichtig
ist die Industrie, wogegen der Seehandel hauptsächlich durch die
Städte Wismar und Rostock stark betrieben wird. Die Hauptstadt
ist Schwerin in schöner Lage an einem See; der Großherzog resi-
dirt jedoch zu Lndwigslust. Im Großherzogthum Strelitz ist
die Hauptstadt Neustrelitz, welche sehr schön in Form eines acht-
eckigen Sterns angelegt ist, so daß alle 8 Straßen von dem Marit-
platze aus nach den 8 Thoren zulaufen.
Xix. Die vier freien Städte.
Die vier freien Städte: Frankfurt am Main, Bremen, Ham-
burg und Lübeck bestehen als solche wieder seit dem Wiener Con-
greß 1815. Sie haben eine demokratische Verfassung und werden
durch einen Senat regiert. Die drei letzter» dieser Städte waren
schon 1241—1632 im Hansabund, den viele deutsche Städte zum
Schutze ihres Handels und ihrer Rechte errichtet hatten und der
nach und nach ungemein wichtig wurde.
а) Frankfurt a. M. zählt auf einem Gebiete von etwas mehr
als 2 Q.m. 70,000 Menschen, wovon 59,000 zu Frankfurt selbst
wohnen. Hier, in der' altberühmten Krönungsstadt der deutschen
Kaiser, ist der Sitz der Bundesversammlung. Handdl und Verkehr
nach Süden und Norden sind außerordentlich lebhaft. In dem
Rathhause-, „der Römer" genannt, fand ehemals die Wahl der
deutschen Kaiser Statt, und in der Domkirche wurden dieselben
gekrönt.
б) Bremen hat ein Gebiet von 5 Q.m. und 72,000 Ew.
Reiser, der Dousschuler i. d. Obcrklasse. 20
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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288
einem hohen Felsen, wo sich auch die starken und wichtigen Festungs-
werke befinden.
Xi. Der preußische Staat.
Preußen, einer der kraftvollsten Staaten Europa's, liegt in
zwei Hauptmassen im nördlichen Deutschland. Die Hauptländer
Preußens nehmen das nordöstliche Flachland Germaniens einund
sind von zahlreichen Flüssen bewässert; der westliche Theil, oder
das Rh ein gebiet, liegt dagegen größtentheils auf dem deutschen
Mittelgebirgsland und besteht daher aus Berg- und Thallandschaften,
in welchen rauhe Gegenden mit fruchtbaren Landstrichen abwechseln.
Zum preußischen Staat gehören folgende Provinzen:
1. Die Provinz Preußen (früher Ost- und Westpreußen ge-
nannt); 2. Posen; 3. Pommern, 4. Brandenburg; 5. Schle-
sien; 6. wachsen; 7. Westphalen; 8. die Rheinprovmz und
9. die hohenzollernschen Lande.
Jede Provinz besteht aus mehreren Regierungsbezirken,
die in landräthliche Kreise eingetheilt sind. Von den Einwohnern
bekennen sich etwa 6 Millionen zur katholischen Religion (Rhein-
land, Posen, Hohenzollern, theilweise auch Westphalen, Schlesien,
Preußen und das südwestliche Sachsen), die größere Zahl ist evan-
gelisch. An der Spitze der katholischen Kirche stehen die Erz-
bischöfe von Köln, Gnesen und Posen, und 6 Bischöfe (zu Kulm,
Ermeland, Trier, Münster, Paderborn und Breslau). Für die
Geistesbildung sorgen 6universitäten (zu Berlin, Greifswalde,
Königsberg, Breslau, Halle und Bonn), sowie eine Menge von
Gymnasien, Seminarien, höhere Bürgerschulen und mehr als 24,000
Volksschulen.
Die vorzüglichsten Produkte sind im Rheingebiet Wein, Obst
und Getreide. Letzteres baut man mit besonders günstigem Erfolg
in einigen Gegenden von Sachsen, Schlesien, an der Weichsel, in
Westphalen und in Hohenzollern. Bedeutend ist die Viehzucht, vor-
züglich die der Pferde, Rinder, Schafe und Schweine. Am Strand
der Ostsee findet man Bernstein; 21 Salinen liefern eine Menge
Salz und die zahlreichen Flüsse enthalten einen Ueberfluß an Fischen,
weßhalb man in einigen Gegenden ganze Fischerdörfer trifft. Die
Industrie ist in mehreren Provinzen in blühendem Zustande; Ma-
nufakturen und Fabriken werden durch die Vorsorge der Regierung
unterstützt und gefördert, und der Handel gewinnt immer mehr an
Umfang und Bedeutung.
Die Oberfläche des Bodens, sowie die Beschaffenheit des-
selben, ist in den preußischen Provinzen sehr verschieden. Am Rhein
erheben sich herrliche Berg- und Hügelreihen mit ihren weinbepflanz-
ten Abhängen und waldgekrönten Höhen. Im Süden von der Mosel
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Bernstein
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Germaniens Pommern Rheinprovmz Rhein- Posen Sachsen Gnesen Posen Paderborn Breslau Berlin Königsberg Breslau Bonn Sachsen Schlesien Rhein
295
Während dieser Zeit macht man Butter und Käse für den eigenen
Gebrauch und zum Verkauf. Die hier bereiteten Kräuterkäse, denen
gepulverter Majoran, Salbei und ähnliche Gewürzkräuter beigemischt
werden, sind besonders beliebt.
Der lang andauernde Winter ist immer streng und bringt stets
eine Menge Schnee, der oft klaftertief die Berge bedeckt. Das ist
dann freilich eine langweilige Zeit für die Bewohner der Bauden,
denn sie sind oft Monate lang von allem Verkehr abgeschnitten. Oft
werden sie dermaßen eingeschneit, daß sie nur durch Oeffnungen im
Dache oder durch die Schornsteine aus ihren Wohnungen heraus-
kommen können, und wenn in einer Familie Jemand stirbt, so wird
die Leiche so lange im Schnee aufbewahrt, bis ein gelinderes Wetter
es gestattet, die Leiche zur Beerdigung in's Thal zu bringen. Auch
Lawinen sind im Riesengebirge nicht selten, doch sind sie nicht so
gefährlich, wie in der Schweiz. Im Sommer wechselt die Witte-
rung ungemein schnell, und es ist sich nicht darüber zu verwundern,
daß man in alter Zeit diese schnelle Veränderung des Wetters einem
Berggeiste, Rübezahl genannt, zuschrieb. Seine Launen mußten
gewöhnlich daran Schuld seyn, wenn Nebel und Regen, Wind und
Stürme im raschen Wechsel mit heiterer Witterung aufeinander folg-
ten. Furchtbare Gewitter entladen sich häufig an den Bergabhängen
und auf den Ebenen, treffen aber auch nicht selten die Berggipfel,
und man hat beobachtet, daß der Blitz fünf Mal in einer Stunde
in die Schneekoppe schlug.
6. Die Provinz Sachsen.
460 Q.m. — 12/z Mill. Ew.
Reggsbez. Magdeburg, Merseburg und Erfurt.
Sachsen ist eine der fruchtbarsten Provinzen Preußens und be-
steht sowohl aus altpreußischen als auch aus den 1815 von Sachsen
an Preußen gekommenen Ländern. Im Süden und Westen liegen
der thüringer Wald und der Harz, der übrige Theil des Landes ist
eine hochlicgende Ebene. Außer Getreide, Obst und Wein gehören
auch Steinkohlen, Salz, Eisen und Kupfer zu den Landesprodukten,
und das Silber zu gar vielen preußischen Thakern wurde in den
Mansfelder Bergen gewonnen.
Magdeburg (68), eine enge, unregelmäßige Stadt, ist als
Festung ersten Ranges wichtig; auch hat sie nicht unbedeutenden
Handel und Verkehr. Die von Otto I. gegründete Domkirche mit
dessen Grabmal ist sehenswerth. Hier wurde Otto'von Guerike,
der Erfinder der Luftpumpe, geboren. In der Schloßkirche zu
Quedlinburg sieht man das Grabmal des großen Kaisers Hein-
rich I. und seiner Gemahlin Mathilde. Erfurt, mit Festungs-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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187
her und wird bei Frankfurt so 'kett, als der Rhein unter der Brücke zu Basel ist;
dann vereinigt er sein gelbliches Wasser mit dem grünlichen des Rheins. Gleich
unter dieser Stelle, unter der Mainzer Schiffbrücke, wird der letztere Strom 1800
Fuß breit, so daß man eine halbe Viertelstunde braucht, um über die Brücke zu
gehen. Bei Bingen dagegen, wo ihm links die Nahe zufließt, wird er schmäler, denn
er muß sich zwischen gewaltigen Bergen hindurchdrängen, wodurch zwar einige stru-
delnde Stellen in seinem Bett hervorgebracht werden, welche aber die Schifffahrt
seit der Sprengung der Felsen nicht mehr hemmen. Vielmehr nehmen sich die steilen,
unten mit Reben, eben mit Wald bewachsenen Ufer, woran zahlreiche freundliche
Oerter und alte Burgen liegen, desto schöner aus. Da kommt bei Coblenz die
schiffbare Mosel, welche sich aus Frankreich durch ein enges, krummes, aber wein-
reiches Thal windet. Sie ist der letzte recht schiffbare Zufluß des Rheins; denn die
fast gegenüber einmündende Lahn, die weiter unten mündenden Ruhr und Lippe kön-
nen keine großen Schiffe tragen. Schon oberhalb Köln, vom Siebengebirg an, wer-
den die Ufer des Rheins ganz flach, und hören ans, schön zu sein; dies ist noch
mehr der Fall, wenn er weiter unten in das holländische Gebiet eintritt und sich
dort in so viele Arme theilt, daß man kaum ihre Namen behält und daß derjenige,
welchem der Name Rhein bleibt, sich früher im Sand verlor, jetzt durch einen Kanal
in das Meer geleitet wird. Freilich geht die Wasscrmasse darum nicht verloren, der
größte Arm vereinigt sich vielmehr mit einem ans Frankreich und Belgien kommenden
ansehnlichen Fluffe, der Maas, worauf sie an Rotterdam vorbei ihr Wasser zusam-
men in die Nordsee ergießen.
Kleiner und von kürzerem Lauf ist die Weser, dafür aber auch nach Ursprung
und Mündung ein deutscher Fluß, in dessen Nähe auch einst die Römer von den
Deutschen geschlagen wurden. Die Weser erhält ihren Namen erst von der Ver-
einigung der beiden bereits schiffbaren Flüsse Fulda und Werra an, wovon die erstere
auf der Rhön, die andere an dem Thüringer Wald entspringt. Sie bringen die
Gewässer des Hesseulandes und Thüringens zusammen, und der durch ihre Vereini-
gung bei Münden entstandene Strom drängt sich zwar anfangs noch durch Gebirge,
besonders durch die sogenannte westphälische Pforte, fließt aber dann in ebenem Land
an der Stadt Bremen vorbei in die Nordsee. Nur ein bedeutender Nebenfluß ver-
stärkt die Weser, die langsam fließende Aller mit den braunschweigischen und han-
növerscheu Gewässern. An ihrer Mündung, wo die Weser das Oldenbnrgische von
dem Hannöverschen trennt, erweitert sie sich durch die eindringend.e See zu einer
Art Meerbusen.
Dieser Mündung nähert sich auch der vierte deutsche Strom, die Elbe, bis auf
wenige Meilen, obgleich die Quelle derselben von den Weserquelleu sehr entfernt
liegt. Denn die Elbe entspringt in Böhmen ans den Hochebenen des Riesengebirgs.
Nachdem sie sich nun mit den sämtlichen Gewässern des gleich einem Kessel nach
der Mitte zu vertieften Königreichs Böhmen verstärkt hat,. bricht sie durch das Erz-
gebirg in einer engen Schlucht hindurch, doch ohne einen Wassersall zu bilden, und
erreicht das Königreich Sachsen. Hier wird sie zu einem breiten ansehnlichen Strom,
und in der Hauptstadt Sachsens, Dresden, geht eine berühmte steinerne Brücke dar-
über. Zwischen hier und Magdeburg erhält sie mehrere ansehnliche Nebenflüsse, be-
sonders die vom Fichtelgebirg kommende Saale. Der Harz ist zu nahe, um bedeu-
tende Gewässer in die Elbe zu senden. dagegen kommt aus dem ebenen Land zur
Rechten die schiffbare Havel, welche vermittelst einiger Kanäle auch die Schifffahrt
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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188
aus der Elbe in die Oder möglich macht. Weiter unten erweitert sich die Elbe
immer mehr, so daß sie bei Hamburg fast eine Stunde und an der Mündung bei
Nizebüttel zwei Meilen breit wird. Freilich trägt dazu das Meerwaffer viel bei,
denn die Fluth dringt mehrere Meilen in dem breiten Strom herauf und macht
dadurch Hamburg zu einem Hasen für Seeschiffe. Die fruchtbaren User der Nieder-
elbe gehören links zum Königrerch Hannover, rechts liegt Mecklenburg und Holstein.
Auch die Oder hat ihre Quellen in Oesterreich, doch nicht weit von der preußi-
schen Grenze, wo sie auch erst bedeutend wird. Die Provinz Schlesien ist fast nur
als das große Thal der Oder anzusehen; ihre vielen kleinen Flüßchen machen den
Hauptstrvm wasserreich, so daß derselbe in den niedrigeren Gegenden häufig Ueber-
schwemmungen anrichtet, vor denen man sich durch hohe Dämme zu schützen sucht.
Nur ein schiffbarer Fluß, die Warthe, verstärkt die Oder. Durch diese Warthe ge-
langt man zu einem in die Weichsel führenden Kanal. Da nun auch auf der linken
Seite eine Verbindung mit der Elbe besteht, so würde die Schifffahrt von Westen
nach Osten im Königreich Preußen sehr vollkommen sein, wenn diese Kanäle größere
Schiffe tragen könnten. Die Oder geht bei Stettin, der Hauptstadt Pommerns,
durch mehrere Arme in einen größeren See, das Haff, und von diesem in drei Ar-
men zur Ostsee. Die größte Stadt an der Oder ist die Hauptstadt von Schlesien,
Breslau; erste Handelsstadt aber ist Stettin.
Die Weichsel ist kein eigentlich deutscher Strom mehr, au der größten Länge
ihrer User wird polnisch gesprochen. Weil aber gegen ihren Ausfluß hin deutsch-
redende Städte liegen, z. B. das handeltreibende Danzig, und weil einst deutsche
Ritter die Gegend umher für Deutschland gewannen, so rechnet man die Weichsel
immer noch gern zu den Flüssen unseres Vaterlandes. Ihre Quelle liegt auf den
Karpathen, da wo man aus Mähren nach Ungarn geht, und nachdem sie in einem
großen Bogen Polen durchflossen und die dortigen Gewässer sich zugeeignet, auch
die Hauptstadt Polens, Warschau, in zwei Theile geschieden hat, fließt sie endlich
nach Preußen und in mehrere Arme getheilt in die Ostsee, einige dieser Arme vor-
her in einen mit der Ostsee zusammenhängenden See, das frische Haff. Obgleich
das von der Weichsel durchflossene Land fast durchaus eben ist, so hat sie doch u eit
raschen Lauf und richtet sehr oft durch Neberschwemmungen Verheeri.lng an Da
sieht der Landmann die Früchte seines Fleißes vor seinen Augen zu Grunde gehen
und erleidet im Winter Hnngersuoth. Schon deßhalb ist das Weichselland mit cm
Rheinland nicht zu vergleichen, aber es fehlt auch die Schönheit der Ufer, welche
jährlich so viele Fremde an den Rhein lockt.
91. Susann« Neisacher.
„Ich verlasse mich nicht auf meinen »Bogen, und mein Schwert
kann mir nicht Helsen, sondern du hilfst uns" rc., spricht einer im
vier und vierzigsten Psalm. „Ich verlasse mich nicht aus meine Arme,
und mein Ruder kann mir nicht helfen, aber du hilfest uns", —so
ungefähr klangs in dem Herzen einer jungen Heldin, deren bewun-
dernswerthe That ich euch erzähle.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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187
her, und wird bei Frankfurt sa breit, als der Rhein unter der Brücke zu Basel ist;
daun vereinigt er sein gelbliches Wasier mit dem grünlichen des Rheins. Gleich
unter dieser Stelle, unter der Mainzer Schiffbrücke, wird der letztere Strom 1800
Fuß breit, so daß man eine halbe Viertelstunde braucht, um über die Brücke zu
gehen. Bei Bingen dagegen, wo ihm links die Nahe zufließt, wird er schmäler, denn
er muß sich zwischen gewaltigen Bergen hindurchdrängen, wodurch zwar einige stru-
delnde Stellen in seinem Bett hervorgebracht werden, welche aber die Schifffahrt
seit der Sprengung der Felsen nicht mehr hemmen. Vielmehr nehmen sich die steilen,
unten mit Reben, oben mit Wald bewachsenen Ufer, woran zahlreiche freundliche
Oerter und alte Burgen liegen, desto schöner aus. Da kommt bei Coblenz die
schiffbare Mosel, welche sich aus Frankreich durch ein enges, krummes, aber wein--
reiches Thal windet. Sie ist der letzte recht schiffbare Zufluß des Rheins; denn die
fast gegenüber einmündende Lahn, die weiter unten mündenden Ruhr und Lippe kön-
nen keine großen Schiffe tragen. Schon oberhalb Köln, vom Siebeugebirg an, wer-
den die Ufer des Rheins ganz stach, und hören auf, schön zu sein; dies ist noch
mehr der Fall, wenn er weiter unten in das holländische Gebiet eintritt und sich
dort in so viele Arme theilt, daß man kaum ihre Namen behält und daß derjenige,
welchem der Name Rhein bleibt, sich früher im Sand verlor, jetzt durch einen Kanal
in das Meer geleitet wird. Freilich geht die Wassermasse darum nicht verloren, der
größte Arm vereinigt sich vielmehr mit einem auö Frankreich und Belgien kommenden
ansehnlichen Flusse, der Maas, worauf sie an Rotterdam vorbei ihr Wasser zusam-
men in die Nordsee ergießen.
Kleiner und von kürzerem Laus ist die Weser, dafür aber auch nach Ursprung
und Mündung ein deutscher Fluß, in dessen Nähe auch einst die Römer von den
Deutschen geschlagen wurden. Die Weser erhält ihren Namen erst von der Ver-
einigung der beiden bereits schiffbaren Flüsse Fulda und Werra an, wovon die erstere
ans der Rhön, die andere an dem Thüringer Wald entspringt. Sie bringen die
Gewässer des Hessenlandes und Thüringens zusammen, und der durch ihre Vereini-
gung bei Münden entstandene Strom drängt sich zwar anfangs noch durch Gebirge,
besonders durch die sogenannte westphälische Pforte, fließt aber dann in ebenem Land
an der Stadt Bremen vorbei in die Nordsee. Nur ein bedeutender Nebenfluß ver-
stärkt die Weser, die langsam fließende Aller mit den braunschweigischen und han-
növerschen Gewässern. An ihrer Mündung, wo die Weser das Oldenburgische von
dem Hannöverschen trennt, erweitert sie sich durch die eindringende See zu einer
Art Meerbusen.
Dieser Mündung nähert sich auch der vierte deutsche Strom, die Elbe, bis auf
wenige Meilen, obgleich die Quelle derselben von den Wesergucllen sehr entfernt
liegt. Denn die Elbe entspringt in Böhnkn auf den Hochebenen des Rieseugebirgs.
Nachdem sic sich nun mit den sämtlichen Gewässern des gleich einem Kessel nach
der Mitte zu vertieften Königreichs Böhmen verstärkt hat, bricht sie durch das Erz-
gebirg in einer engen Schlucht hindurch, doch ohne einen Wassersall zu bilden, und
erreicht das Königreich Sachsen. Hier wird sie zu einem breiten ansehnlichen Strom,
und in der Hauptstadt Sachsens, Dresden, geht eine berühmte steinerne Brücke dar-
über. Zwischen hier und Magdeburg erhält sic mehrere ansehnliche Nebenflüsse, be-
sonders die vom Fichtclgebirg kommende Saale. Der Harz ist zu nahe, um bedeu-
tende Gcwäjier in die Elbe zu senden, dagegen kommt aus dem ebenen Land zur
Rechten die schiffbare Havel, welche vermittelst einiger Kanäle auch die Schifffahrt
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aus der Elbe in die Oder möglich macht. Weiter unten erweitert sich die Elbe
immer mehr, so daß sie bei Hamburg fast eine Stunde und au der Mündung bei
Rizebüttel zwei Meilen breit wird. Freilich trägt dazu das Meerwasser viel bei,
denn die Fluth dringt mehrere Meilen in dem breiten Strom herauf, und macht
dadurch Hamburg zu einem Hafen für Seeschiffe. Die fruchtbaren User der Nieder-
elbe gehören links zum Königreich Hannover, rechts liegt Mecklenburg und Holstein.
Auch die Oder hat ihre Quellen in Oesterreich, doch nicht weit von der preußi-
schen Grenze, wo sie auch erst bedeutend wird. Die Provinz Schlesien ist fast nur
als daö große Thal der Oder anzusehen; ihre vielen kleinen Flüßchen machen den
Hauptstrom wasserreich, so daß derselbe in den niedrigeren Gegenden häufig Ueber-
fchwemmungen anrichtet, vor denen man sich durch hohe Dämme zu schützen sucht.
Nur ein schiffbarer Fluß, die Warthe, verstärkt die Oder. Durch diese Warthe ge-
langt man zu einem in die Weichsel führenden Kanal. Da nun auch auf der linken
Seite eine Lerbinduug mir der Elbe besteht, so würde die Schifffahrt von Westen
nach Osten im Königreich Preußen sehr vollkommen sein, wenn diese Kanäle größere
Schiffe tragen könnten. Die Oder geht bei Stettin, der Hauptstadt Pommerns,
durch mehrere Arme in einen größeren See, das Haff, und von diesem in drei Ar-
men zur Ostsee. Die größte Stadt an der Oder ist die Hauptstadt von Schlesien,
Breslau; erste Handelsstadt aber ist Stettin.
Die Weichsel ist kein eigentlich deutscher Strom mehr, an der größten Länge
ihrer Ufer wird polnisch gesprochen. Weil aber gegen ihren Ausfluß hin deutsch-
redende Städte liegen, z. B. das handeltreibende Danzig, und weil einst deutsche
Ritter die Gegend umher für Deutschland gewannen, so rechnet man die Weichsel
immer noch gern ju den Flüssen unseres Vaterlandes. Ihre Quelle liegt auf den
Karpathen, da wo man aus Mähren nach Ungarn geht, und nachdem sie in einem
großen Bogen Polen durchflossen und die dortigen Gewässer sich zugeeignet, auch
die Hauptstadt Polens, Warschau, in zwei Theile geschieden hat, fließt sie endlich
nach Preußen und in mehrere Arme getheilt in die Ostsee, einige dieser Arme vor-
her in einen mit der Ostsee zusammenhängenden See, das frische Haff. Obgleich
das von der Weichsel durchflossene Land fast durchaus eben ist, so hat sie doch einen
raschen Lauf und richtet sehr oft durch Ueberschwemniungeu Verheerung an. Da
sieht der Landmann die Früchte seines Fleißes vor seinen Augen zu Grunde gehen
und erleidet im Winter Hungersnoth. Schon deßhalb ist das Weichselland mit dem
Rheinland nicht zu vergleichen, aber es fehlt auch die Schönheit der User, welche
jährlich so viele Fremde an den Rhein lockt.
91. Snsanna Neisacher.
„Ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen, und mein Schwert
kann mir nicht helfen, sondern du hilfst uns" rc., spricht einer im
vier und vierzigsten Psalm. „Ich verlasse mich nicht auf meine.arme,
und mein Ruder kann mir nicht helfen, aber du hilfest uns", — so
ungefähr klangs in dem Herzen einer jungen Heldin, deren bewun-
dernswerthe That ich euch erzähle.
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